Verletzlichkeit

Der heutige Tag bewies mir einmal mehr: Du kannst planen, wie du willst, das wahre Leben ist immer anders. Aufgrund des miesen Geschäftsganges bin ich mehr zufällig an einem Taxistand gestrandet, an dem ich sonst kaum auftauche. Es war dort eine Krankenfahrt avisiert, die aber wegen der Lage des Standes nicht gerade den ultimativen Umsatz versprach. Aber was soll´s! Man sagt ja: „In der Not frißt der Teufel Fliegen!“ Wie das aber so ist, belehrten mich die Tatsachen eines besseren. Die Krankenfahrt führte zu einem 115 km entfernten Ziel, was natürlich umsatzmäßig der Hammer war!
Die Patientin war eine junge Frau, die gut und gerne meine Tochter hätte sein können. Dazu kam, daß sie aufgrund ihrer Krankheit meinen „Papi-Instinkt“ weckte. – Was macht man, wenn man Magenkrämpfe hat oder Wirbelsäulenbeschwerden, was, wenn der Darm nicht funktioniert oder die Muskeln nicht mitspielen? Nun ja, man kann sich erst einmal seelisch Mut machen, daß das schon irgendwie in Ordnung kommt und ansonsten der Kunst der Ärzte vertrauen. Aber was macht man, wenn die Seele verletzt ist und der Arzt eigentlich nur Ratgeber sein kann?! Die Heilung ist dann weitaus schwieriger, weil er dem Patienten die Kraft geben muß, sich selbst zu heilen.
All das hat mich sehr berührt und ich hoffe, daß sie wieder zum Spaß am Leben findet.
Für mich persönlich definiert sich die große philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens allein an den Kindern. Deshalb möchte ich ihr zurufen:

„Du hast 3 davon, das ist Sinn ohne Ende. Mag es Probleme geben wie es will: Wichtig ist, daß sie groß werden und später sagen: ´Mutti, du hast uns erwachsen ins Leben entlassen.´“ Diese Genugtuung kann dir keiner nehmen.

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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1 Antwort zu Verletzlichkeit

  1. opatios sagt:

    Gut gesprochen! Ich hoffe, sie hört es. Irgendwie.

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