Dekadenz

Manche Leute saufen sich einen an, um Ärger runterzuspülen: Das ist mir aus verständlichen Gründen nicht möglich und außerdem müßte die ärgernisverursachende Angelegenheit oder Person entschieden bedeutender sein als ein glatter Ausfall von 4,50€ wegen einer dekadenten Schnepfe. Also wählte ich die Variante derer, die auf einen Berg steigen, um allein zu sein: Ich fuhr rauf zum THP Bühlau.
Es war hier nicht lange hin bis zur nächsten Vorbestellung und ich war eckig, also alles gut. Als ich dann doch vor der Zeitabgerufen wurde, wollte der böse Kummer zwar wieder aufflammen, aber das gab sich beim Lesen des Auftrags: Großräumig von Radeberg zum Zwinger!
Nun also – wieder im Frieden – muß natürlich das Ärgernis erläutert werden: Ich bekam einen Auftrag bei einer Firma für eine Abholung um eine bestimmte Zeit. Ich fuhr also hin, meldete mich an und wartete. Leider wartete ich länger, als ich dachte und startete deshalb 1 Minute nach der Bestellzeit den Taxameter. Dazu steht wörtlich in der gültigen Taxitarifverordnung:

(3) Kommt die Beförderung aus Gründen, die der Fahrgast zu vertreten hat nicht zustande, beginnt die Fahrpreisberechnung bei Soforttaxibestellung nach Kontaktaufnahme zwischen Fahrgast und Taxifahrer, bei einer zeitlich vorbestellten Taxifahrt zur Bestellzeit

Etwa 7 Minuten nach Bestellzeit kamen 3 Herrschaften aus dem Gebäude, von denen der mit Gepäck „bewaffnete“ von ganz weit oben die Worte: „Tja, ich bin ja wohl jetzt nicht für sie!“ auf mich herabtropfen ließ. Ich meldete mich daraufhin prompt in der betreffenden Firma, nachdem ich auf meinem Funk-Display das Canceling gesehen hatte(übrigens X+3min!). Oben bat ich dann um Erstattung der bereits aufgelaufenen 4,50€. Die Kollegin am Tresen wußte es scheinbar besser, daß das nicht korrekt ist(siehe obiges Zitat) und wies mich ab. Etwas Hartnäckigkeit veranlaßte sie dann doch, unsere Zentrale zu kontaktieren, wo man allerdings genauso wissend war und mich abbügelte. – Und nun, du blöder Kahl, sieh zu, wo du dein Geld herkriegst oder wie du das deinem Chef erklärst.
Nun könnte man ja denken: Na gut, solche Hinterhofbastler können es nicht besser wissen, aber das ist so nicht richtig. Diese Firma hat z.B. eine Website mit allerlei Sprachverzeigungen, allerdings keine deutsche. Wir sind quasi zu unbedeutend. Die ganze Diskussion war einfach nur eine Demonstration von „Dekadenz der Macht“. So nach dem Motto: „Wir müssen uns nicht informieren, denn wir wissen selbst, was gut und richtig ist!

Und das schlägt eben bis zum Vorzimmerdrachen durch.

Avatar-Foto

Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
Dieser Beitrag wurde unter Ethik, Sprache, Taxi abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Dekadenz

  1. Reinhold sagt:

    Dann ist dir deine eigene Zentrale in den Rücken gefallen? Ist mir auch passiert. Man steht da wie ein begossener Pudel und muß sich, obwohl man im Recht ist, zurechtweisen lassen.

  2. Taximan sagt:

    Finde ich eine Frechheit der Text in unserer Ordnung den du( ich hoffe du ist erlaubt,wenn nicht bitte berichtige mich) sagt alles aus! Genau deshalb mach ich die Uhr wahrscheinlich nie an weil niemand weiß wer bezahlt wenn niemand kommt?

    • Avatar-Foto Bernd sagt:

      Seit einiger Zeit mache ich die Uhr immer an, weil ich es nicht einsehen kann, daß das Nichteinschalten zugunsten von Leuten geht, die genug Geld haben, um ihre eigenen Schlampereien auch gebührend zu bezahlen. Mental muß ich natürlich anfügen, daß ich nach einigen diesbezüglichen „Anschissen“ das Messer zwischen den Zähnen trage!

Schreibe einen Kommentar zu Reinhold Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.