Oskar-Verleihung

Quelle: ´Süddeutsche Zeitung´

Nun ist er also wieder verliehen worden, der Oskar – diesmal an Sarah Wagenknecht. Angesichts des Altersunterschiedes hat dies zwar sein Geschmäckle, aber im Prinzip ist das Wurscht!
Weniger Wurscht ist mir da die Assoziation zu einer Geschichte, die sich für mich mit Oskar verbindet. Und hier ist sie:

Es war einmal im Land der Märchen… Nein! Es war in der Realität und zwar zu dem Zeitpunkt, als Angela Merkel erstmalig zur Kanzlerin gewählt wurde.
Ich nahm am Flughafen ein Ehepaar im ´reifen´ Alter auf, die in eines der „besseren“ Hotels der Stadt wollten. ER war der Typ des erfolgreichen Managers bzw. Firmeninhabers, SIE war so der Typ „Gelangweilte Millionärsgattin mit viel zu viel Zeit“. Er setzte sich vorn zu mir und sagte auf der ganzen Fahrt nicht allzu viel. Sie allerdings fand nach dem platznehmen auf der Rückbank sofort Beschäftigung. Es war dies meine auf der Kreuzworträtselseite aufgeschlagene ´Morgenpost´. Das Rätsel war zwar schon angefangen, aber das tat dem Spaß scheinbar keinen Abbruch. Die Dame nahm sich sofort – nein, nicht meinen Kugelschreiber – ihren Luxus-Kugelschreiber aus der Handtasche und begann, das Rätsel zu vervollständigen. Eigentlich war das ja meins und ein Schild „Zur allgemeinen Belustigung“ war nicht dran, aber schließlich bin ich ja tolerant. So eine intellektuelle Beschäftigung wie Kreuzworträtsel macht natürlich auch Appetit auf einen gepflegten Smalltalk und so fragte sie mich spontan: „Sind sie denn nun froh, daß ihre Angela Merkel Bundeskanzlerin geworden ist?“ Ich konnte dies nicht bestätigen, weil sie mit ´ihre Angela Merkel´ wahrscheinlich andeuten wollte, daß diese mir besonders nahe sei, weil sie ja auch aus dem Osten stammt. Stattdessen ist mir „meine“ Angela politisch so fern, als wenn sie vom Südpol käme. Ich sagte ihr deshalb, daß es mir lieber gewesen wäre, wenn Oskar das Rennen gemacht hätte.
Irgendwie muß ihr das den Spaß verdorben haben, denn von nun an war sie recht einsilbig.
Als wir nun am Ziel ankamen und beide – gerade ausgestiegen – noch neben dem Wagen standen, hörte ich SIE zu IHM sagen: „Das ist wirklich furchtbar hier mit diesen roten Socken!“

Tja, meine Gute, laß es dir nicht verdrießen und genieße das Dasein in deinem goldenen Käfig. Vermutlich wirst du noch etwa 100 Jahre bis zur Erkenntnis brauchen, aber dann wird es dich wahrscheinlich nicht mehr geben. Schade eigentlich.

Avatar-Foto

Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Kultur, Politik, Taxi abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Oskar-Verleihung

  1. Mariha sagt:

    Schade, bei mir verlieren die besonders unverschämten oft etwas was ihnen lieb und teuer ist und mit dem sie in meinem Taxi rumtüddeln: Die arrogante Ziege ihre Börse inklusive Handy und Partygeld, der Schnösel der mich auf Elektrozigaretten anquatscht, zu denen ich ihm sage, dass auch solche Dinger unter rauchen eingeordnet und deshalb in meinem Auto bitte nicht genutzt werden, seine E – Zigarette. Dies Zeug stinkt bei Benutzung übrigens nach Kunststoff und hat auch bald seinen Weg in die nächste Tonne gefunden, höhö.

  2. anonym sagt:

    Daß es verschiedene politische Ansichten gibt, ist ja klar und oft kein besonderes Problem. Was dann doch immer wieder etwas erstaunt, ist, daß gerade Leute, die objektiv überhaupt keine materiellen Sorgen zu haben brauchen, derart gedankenarm sind. Was meine alte Erkenntnis, daß Geld und Geist nicht zwangsläufig zusammengehören, bestätigt. Wie ja auch ein angemessenes Benehmen und das Herumtragen von Kohle oft nicht recht zueinanderpassen.

Schreibe einen Kommentar zu Mariha Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.