Guten Tag, Genossen!

– „Guten Tag, Genosse Hauptmann!“

Jetzt werdet ihr euch fragen:“Was soll das?“ Keine Angst, das ist kein Rückfall in den kalten Krieg, sondern nur eine Rückerinnerung an vergangene Zeiten anläßlich unseres heutigen Familienbesuches beim Tag der offenen Tür in der Dresdner Offizierschule des Heeres. Anfangs wußte ich aber wirklich nicht, wie ich mich verhalten soll, denn schließlich war ja die Bundeswehr mein Klassenfeind. Ich bin auch nie explizit entpflichtet worden, so daß ich mir schon ernsthaft Gedanken mache, ob ich die Bundeswehr in meinem Heimatland einfach so agieren lassen soll. Aber ich verlasse mich auch hier darauf, was ich bei der Nationalen Volksarmee gelernt habe: „Nichts geschieht ohne Befehl!“ Und solange ich den nicht kriege, schaue ich einfach nicht hin!
Natürlich ist mir klar, daß viele mit der NVA nicht viel anfangen können, außer daß das ganz, ganz böse Menschen waren. Deshalb soll hier der Beweis dafür folgen, was für nette Menschen in dieser Armee gedient haben:

Ich gebe zu: Ich war nun nicht gerade der Spitzenkämpfer. Mein Zugführer – der Genosse Oberleutnant Kaiser – sagte einmal zu mir, ich wäre die größte militärische Schlampe, die ihm während seiner bisherigen Dienstzeit unter die Augen gekommen sei. Nun ja, das hat mich trotzdem stolz gemacht: Ich war auf jeden Fall vorn!

Irgendeinen Ehrgeiz muß man schon haben!

Avatar-Foto

Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Militär, Regionales und Lokales abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Guten Tag, Genossen!

  1. Reinhold sagt:

    Ein schöner Post. Ich war 15 Monate auf der anderen Seite, weniger politisch aber militärisch. Ein Hauptfeldwebel (Ich amüsiere mich, weil ich mir vorstelle wie der hochgegangen wäre, wenn ich ihn Genosse genannt hätte. 😀 ) nannte euch, und damit meinte der die NVA, die Sowjetarmee, alle Truppen des WP, einfach nur Iwan. Der Iwan macht dies und jenes mit eueren Freundinnen, mit eueren Eltern, mit eueren Priestern. Besonders interessant war das beim Manöver: Dort drüben liegt der Iwan. Der Iwan hat sich in dem Waldstück verschanzt. Der Iwan kommt hier mit Tieffliegerunterstützung die Straße hochgefahren. Schön dass wir heute darüber schmunzeln können.
    Spaß beiseite, die NVA war die einzige deutsche Armee die nie in kriegerischer Absicht im Ausland eingesetzt war.
    Ich muss mal ganz tief in meiner Holzkiste suchen ob ich nicht auch noch so eine Art Wehrpass habe. Wir hatten so ein Metallplätchen an einer Kette um den Hals hängen. Dort war die Personennummer, Blutgruppe usw. eingestanzt. Hattet ihr auch so was?

    • Avatar-Foto Bernd sagt:

      @Reinhold
      Selbstverständlich hatten auch wir eine „Hundemarke“, schließlich war die doch deutsche Tradition! Man beachte, daß sie nicht in der Mitte durchgebrochen wurde. Das ist der eindeutige Beweis, daß ich noch lebe, denn andernfalls wäre die eine Hälfte bei der Familie und die andere in der Urne gelandet. Die eingestanzte Nummer ist die sogenannte PKZ (Personenkennzahl), die auch im „PERSONALAUSWEIS für Bürger der Deutschen Demokratischen Republik“ eingetragen war und eine Person absolut eindeutig identifizierte.
      Erst in diesem Moment ist mir etwas aufgefallen: Etwa bei den Ziffern meines Geburtsjahres (55) kann man Veränderungen durch Pressung auf der anderen Seite erkennen. Dort steht nämlich: „RH“. Ist doch klar, daß dort Blutgruppe und Rhesusfaktor stehen sollten. Wenn man diese nicht weiß, dann natürlich nur „RH“. Blöd nur, daß ich schon vor dem Barras eine Blutspende geleistet habe und somit die entsprechenden Daten hätte liefern können – wenn man mich nur gefragt hätte! Hat man aber nicht.
      Tja, keiner ist perfekt!
      Interessant ist aber auch etwas Anderes: Im Sprachgebrauch der NATO gehörten die Ost-Armeen zum „Warschauer Pakt“, was ich aber so nicht bestätigen kann, denn ich war Soldat einer der Armeen des „Warschauer Vertrages“. Daß man im Westen unter diesem Namen etwas Anderes verstand, muß mich nicht interessieren. Ein Gesetz muß schließlich immer unter demjenigen Namen genannt werden, unter dem es auch veröffentlicht wurde.
      Tja – wie gesagt – keiner ist perfekt!

  2. Reinhold sagt:

    Ja, genau so was habe ich gemeint! Wir haben das Teil auch „Hundemarke“ genannt. Ich muss meine auch noch haben. Die sieht so ähnlich aus, auch in der Mitte perforiert, damit ich weiß ob ich lebe. Wenn ich sie finde werde ich sie auch fotografieren und posten. Versprochen!

Schreibe einen Kommentar zu Reinhold Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.