Doppelte Verarsche

Gestern kam ich nicht mehr zum Schreiben, deshalb hole ich das heute nach.
Ich glaube, ich habe in diesem Blog mindestens einmal erläutert, warum ich nachts nicht mehr fahren möchte, aber wegen der Wichtigkeit dieses Grundes lege ich gern nochmal nach: Mir sind psychisch Behinderte nämlich dreimal lieber als Besoffene! Erstere können für ihren Zustand nichts, während sich zweitere bewußt in diesen bringen. Niemand säuft aus Versehen! Um so mehr war ich gestern auf der Palme, als ich an einem Krankenhaus einen Mann aus der chirurgischen Notaufnahme abholen mußte, der nicht einmal mehr halbwegs verständlich sprechen, geschweige denn laufen konnte! Man beachte: Es war etwa 12:30 Uhr. Diese „psychische Erkrankung“ war auch der Grund für sein kurzzeitiges Gastspiel in der Notaufnahme, denn der Herr hatte sich irgendwie mit den Beinen verfitzt und den Sturz gekonnt mit dem Gesicht aufgefangen.
Als letzten Gast des gestrigen Tages fuhr ich einen Gast zum Bahnhof. In Anbetracht der Rushhour benutzte ich einen anderen als den sonst gebräuchlichen Weg. Der Fahrgast meldete sich auch mit der Bemerkung, so sei er noch nie dorthin gefahren. Sein Ton ließ dabei keinen Zweifel an meiner kriminellen Energie. Aus diesem Grund ersparte ich mir jede Erklärung: Sind ja doch nur Ausflüchte. Das drückte sich natürlich auch im „Tipp“ von 0,00 € deutlich aus. Bleibt noch die soziale Komponente: Aus welcher Branche kam wohl der Herr? – Er kam aus Bankenkreisen, ausgerechnet! Aber ich bin kulanter als er. Ich mache ihn nicht für die Wirtschaftskrise verantwortlich… also ich meine, nicht ihn persönlich.

Heute nun war ein eigentlich normaler Tag, wäre da nicht dieser kleine Vorfall gegen Mittag. Wieder einmal bin ich Abzockern aufgesessen, und zwar denen mit Fotoapparat auf Selbstfahrlafette. Noch nie hat mich ein Blitz so sehr geärgert wie dieser. Er ereignete sich nämlich in einem weitläufigen Wohngebiet mit 30er Zone und ich war mir nach etwa einem Kilometer Durchfahrung nicht einmal mehr bewußt, daß ich noch drin bin. In meinem 50er Glauben also fahre ich im Gespräch mit dem Fahrgast ganz entspannt und langsam – als es blitzt! Erst hier mußte ich feststellen, daß noch immer die Zone galt, in der natürlich die knappen 45 – die ich schätze – die blanke Raserei waren! Da geht also die Stadt her und richtet Geschwindigkeitszonen ein, weil die ja aufgrund der weniger aufzustellenden Schilder enorme Kosten sparen und dann stellt man die Blitzer hin, die noch viel mehr Geld einbringen, als man durch die Zone schon gespart hat. Wenn diese Blitzerorgien wirklich ursächlich der Verkehrssicherheit dienen sollten, könnte das auch bargeldlos erreicht werden, indem man einfach das Punktesystem anpaßt. Dann würde man allerdings nichts mehr einehmen. Aber das will man doch sowieso nicht, oder?! Wäre das Bußgeldsystem gerecht, würden sich die Gelder am Einkommen des Zahlungspflichtigen orientieren. Während sich Taxifahrer und andere Niedriglohnberufe die 25 € regelrecht aus dem Herzen reißen müssen, kriegen sich andere Berufsgruppen vor Lachen darüber gar nicht mehr ein.

Für mich sind deshalb gefühlsmäßig Bußgelderzeuger und Taschendiebe aus einem Guß.

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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