Schwanengesang

Es ist vollbracht. Der Zug ist abgefahren. Der Drops ist gelutscht. Feierabend! – Ganz gleich, welchen Sinnspruch auch immer ich verwende, es läuft alles auf dieselbe unangenehme Tatsache hinaus – Ich werde nie wieder hinter dem Steuer eines Taxis sitzen!

Was habe ich gelernt?  – Begib dich nie freiwillig in des Arztes Hand, denn er läßt dich nicht wieder gehen!
Wenn man zur Geburt dieses Blogs zurückgeht, dann weiß man, daß er nach zwei Bandscheibenvorfällen entstand, die innerhalb einer einzigen Woche stattfanden. Damals empfahl mir mein behandelnder Neurochirurg, die Sache nicht operieren zu lassen, weil ich das mit jedem einzelnen Wirbel hätte machen lassen müssen und das Risiko unberechenbar wäre. Nun unterhält man sich mit Fahrgästen aber auch und gerade über gesundheitliche Dinge und ich hörte über die Jahre -zigmal Sätze ähnlich diesem: „Ooch, der Cousin von meiner Frau hatte das auch und hat sich operieren lassen. Jetzt arbeitet der wieder den ganzen Tag im Garten.“ Irgendwann hatte ich dann so viele Stories gehört, daß ich mir dachte: ´Himmel, Arsch und Zwirn, bin ich denn der einzige, der hierzulande herumkriecht, statt zu laufen?!´(- und sich von diesem oder jenem Beschäftigten der eigenen Firma beleidigend blöde kommen lassen muß?!).
Also bin ich meinen Weg gegangen: zur OP angemeldet und zielsicher machen lassen. Schon anschließend gab es Probleme mit der Reha, weil die bis drei Wochen nach der OP wartet. Zwei Tage vor der Reha dann das erste Desaster: Beim Autofahren denke ich: „Was klebt denn hier am Lenkrad?“ und sehe nach. Nichts. Also an der Hand. Nichts. Jetzt beginnt das Gefühl zu wandern, schön langsam den Arm hinauf und im Körper wieder hinunter. Also ruckzuck Platz getauscht mit meiner Frau und nach Hause gefahren, dann aber doch RTW gerufen. Als ich dort dann drinlag, war alles wieder weg. Zur Diagnose in die Uniklinik sind wir aber trotzdem gefahren. Abends um 9 konnte ich aber wieder nach Hause. Es war schlicht und ergreifend ein TIA. Jetzt mal weiter im Telegrammstil: Ablehnung bei der Reha; Hausarzt; Termine Herzklinik; zweiter TIA; RTW nach UNI; zwei Wochen dort; rüber zum Herzzentrum; mit eingesetztem Ereignisrekorder wieder nach Hause;4 Wochen später Reha und seitdem krank, krank, krank…

Nun wird so mancher fragen: „Was machst du jetzt?“ und vielfach hört man in ähnlichen Fällen „Och, isch weeß nor ni. Erscht ma überlächn.“ Ich antworte: „Das kann ich dir genau sagen!“
In meinem Alter wird mich wohl kein Schwein mehr einstellen, also wird man mich mehr oder weniger in die Rente zwingen. Das ist allerdings weder finanziell noch psychisch befriedigend, also werde ich wahrscheinlich eine oder mehrere meiner privaten Optionen ziehen, als da wären:

– Vermarktung meines bereits fertigen Buches

– Vermittlung und Reparatur von Elektrorollern im Auftrag einer Fachfirma

 

 

– Hilfe und Nutzerunterweisung im Bereich TV/HiFi

 

 

 

– Schreiben weiterer Bücher

– Autorentätigkeit für die Presse

– Beurteilung des Fahrvermögens von Privatfahrern durch kommentierte   Kameramitfahrt. (Nur für den Fahrer selbst! Keine Weitergabe)

 

Was gäbe es noch zu sagen? Tja, es ist traurig, aber so gut wie sicher, daß dieser durch einen gesundheitlichen Fehler entstandene Blog aus ebendiesem Grund wieder verschwinden wird, denn ich habe ja nun keine Munition mehr.
Wo aber soll ich nun die Mißhandlung der deutschen Sprache anprangern? Dumm, wenn ich da keine Antwort wüßte, die nur einen halben Schritt von mir entfernt ist: Wenn ich irgendwo meinen Namen ansage, was schreibt man wohl auf? Nicht Kahl, sondern Karl! Dieser R-Schluckauf zieht sich durch die gesamte deutsche Sprachkommunikation, bis hin zu Radio und TV. Da erfährt man dann, wieviele Zuschauer zur Oper „Cahmen“ kamen. Wenn dann aber jemand mit diesem Sprachfehler sagt: „Hey Siri/Alexa/Cortana – öffne´Karl Marx´“, dann öffnet sie… meinen Blog.

Kahl-mags

wird er heißen. Allerdings dauert das noch eine ganze Weile.

Erst einmal verabschiede ich mich von meinen literarischen Kollegen in RAL 1015. Möge das Leben euch ermöglichen, den Schwachsinn auf Deutschlands Straßen einzudämmen oder wenigstens über dessen Eindämmung berichten zu dürfen.
Zum Abschluß meine feste Überzeugung:

Das führerlose Taxi wird es NICHT geben!

 

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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4 Antworten zu Schwanengesang

  1. mime sagt:

    ich habe noch von keinem der eine rücken-op hatte gehört, dass es ihm danach besser ging – kenne aber auch nur 3 … ich laufe mit meinem kack-rücken seit 30 jahren rum und es ist erträglich. schade, dass du dich in sone scheisse hast reinlotsen lassen!

    • Avatar-Foto Bernd sagt:

      Ganz so schwarz ist das bei mir nicht zu sehen, denn das, was ich machen lassen habe, ist gelungen, nämlich das eingetrocknete Gelee aus der Bandscheibe von den Beinnerven herunterzuholen. Daß ich die Schmerzen der immer noch vorhandenen Splenose auch weiterhin ertragen muß, war mir klar.
      Fazit: OP top, Nebenwirkungen Flop

  2. Tobi Opi sagt:

    Alles gute für die Zukunft. msG Tobi Opi
    PS: schöner Artikel in der SZ

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