Munition ohne Ende

Es ist nun schon 5 Jahre her, daß ich mit dem Taxifahren aufhören mußte und deshalb eigentlich auch plante, den Taxiblog aufzugeben, weil mir ja nun die Munition fehlt. Heute endlich erhielt ich die zündende Idee: Wozu selbst fahren, um die Widerlichkeiten des deutschen Straßenverkehrs kennenzulernen, wenn man doch die außergewöhnlichen bis absurden Geschichten live bis nach Hause geliefert bekommt! So ist mir zum Beispiel niemals so deutlich wie heute der diesbezügliche Fundus der Sendung „Schneller, als die Polizei erlaubt“ klar geworden. Mir ist z.B. aufgefallen, daß früher über Verkehrsrechtsübertretungen aller Coleur berichtet wurde, die heute keinen mehr vom Hocker reißen. Deshalb ist die Redaktion wahrscheinlich dazu übergegangen, nur noch über fast Unglaubliches zu berichten.

Und hier mein heutiger Favorit: Schauplatz ist ein Stück Autobahn irgendwo in der Nähe Kölns, Handelnde ein Ehepaar im Alter von irgendwo 60-70. Laut ihm sei das Fahrziel ein Autohaus irgendwo entfernt, wo er ein neues – natürlich schönes – Auto zu kaufen gedenke. Nachdem er nun auf dieser Fahrt mit Schmackes mal eben die erlaubte Geschwindigkeit um etwa 60km/h überschritten hatte, wurde er von einer Zivilstreife gestoppt. Beim folgenden Gespräch konnte man feststellen, daß die Vorstellung: Mann und Frau – ein Herz und eine Seele so weit an der Realität vorbeigingen wie die erlaubte und die gefahrene Geschwindigkeit. Während der Mann nun so argumentierte, wie es jeder unserer Kollegen auch getan hätte, fiel ihm die Frau in den Rücken und machte alles madig, was von ihm kam, also vom Zweck der Fahrt, seine Fahrweise, deren Ausgang im Chaos und am liebsten noch am Zweifel, ob es überhaupt einen Sinn habe, daß er existiert.
Nachdem er nun die Aussichtslosigkeit seines Plans begriffen hatte, resignierte er und meinte, wenn die Sache so schlecht liefe, müsse er mit der Wahrheit herauskommen. Er ging also zum Kofferraum und kam mit einem großen Blummenstrauß und einer Flasche Sekt zurück. Dann gratulierte er ihr zum Hochzeitstag und gestand, daß er nicht zum Autohaus wollte, sondern in ein Wellnesshotel für ein lauschiges Wochenende mit ihr.

Und dies war der Punkt, der jedes Vergehen ins Gegenteil verkehrt! Die Frau freute sich plötzlich nicht mehr diebisch über seine Strafen, sondern war verliebt wie am ersten Tag!

Und drum singen wir gemeinsam die Zeilen:
Oh du fröhliche, oh du selige,
liebefordernde Ehefrau!

Amen

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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