Alle Jahre wieder…

Es ist, wie es immer ist: Kaum ist die Katastrophe vorbei, hagelt es glücklicherweise Danksagungen und Lobs für Helfer, aber auch Flüche, Beschimpfungen und – Drohungen(!) für Leute, in denen man die Schuldigen ausgemacht zu haben glaubt. Dies sind vornehmlich Leute, die gegen die Flutschutzanlagen in der geplanten Form geklagt haben. Wohlgemerkt: Gegen die geplante Form und nicht gegen Flutschutzmaßnahmen!
Beispiel: An einem Flußabschnitt soll eine 2,5 Meter hohe Betonmauer errichtet werden, um solche „hundertjährigen Hochwasser“ wirksam aufzuhalten. Selbstverständlich klagt der eine oder andere Flußanrainer dagegen, denn wir will schon ein Zuhause haben, aus dessen Fenstern es wie in Sing-Sing aussieht?! Es geht nämlich auch anders. Man kann ja auch einen halbmeterhohen Sockel bauen, auf den im Flutfall Metallsegmente aufgeschraubt werden. Das ist genauso wirksam, verbaut den Elbblick nicht, aber… kostet mehr Geld! Und erst hier kommt nämlich der Moment, wo der Elefant das Wasser läßt! Wenn das Stadtsäckel die Wahl zwischen einer nur wirksamen und einer zusätzlich noch schönen Lösung hat, von denen letztere aber deutlich teurer ist, wofür wird sie sich wohl entscheiden? 😉 Die Stadtverwaltung wohnt schließlich nicht mehrheitlich im Flutgebiet und möchte auch nicht in Rhytmen hundertjähriger Hochwasser rechnen, sondern lieber in 4- oder 5 jährigen der Wahlperioden. Da macht es sich doch immer gut, wenn man einen Sündenbock hat – einen Kläger zum Beispiel. Ob die Klage aufschiebende Wirkung hatte, wird erst einmal ausgeklammert. Außerdem habe ich das Gefühl, als würden die „Ankläger der Kläger“ diesen vorwerfen, daß sie doch hätten wissen müssen, daß dieses Jahr wieder ein „Hundertjähriges“(O-Ton Medien und Offizielle) kommt.
Kann sich bitte hier mal irgendjemand melden, der mindestens 4 Wochen zuvor auch nur geahnt hätte, daß es wieder passieren wird?!

Liebe Mitmenschen, ich flehe euch an: Seid nett zueinander und bleibt auf dem Teppich, auch wenn der unter Wasser ist.

PS: Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ich zwar zwei, drei Flutopfer kenne, aber keinen der „bösen“ Kläger. Ich sage das nur, um dem Vorwurf der Parteilichkeit entgegenzutreten.

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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3 Antworten zu Alle Jahre wieder…

  1. Steffen sagt:

    Ja mit der Flutmauer ist schon so eine Sache. Das wird wohl immer ein Streitpunkt bleiben. Fakt ist jedoch, dass die „Kläger“ doch auch Zeit hatten andere Vorschläge zu bringen mit Finanzierungsbeispielen. Es ist nunmal immer eine Frage des Geldes. Nur erstmal dagegen Klagen ist auch keine Option.
    Wer in der Nähe von Flüssen wohnt muss eben auch damit rechnen das ein oder andere mal „nasse Füsse“ zu bekommen.
    Wie sagt der Volksmund:“Wer das eine will, muss das andere mögen.“
    Ob jedoch der genannte Vorschlag mit dem Halbhohen Sockel eine Möglichkeit wäre wage ich jedoch zu bezweifeln. Denn es geht hierbei nicht darum 500 oder 1.000l Wasser abzuhalten, sondern Millionen von Litern welche einen beachtlichen Druck erzeugen. Hinzu kommt Treibgut unbekannter Grösse sowie unbekanntem Gewicht. Daher werden die angesprochenen Metallsegmente eine nicht zu unterschätzende Grösse und ein dementsprechendes Gewicht mit sich bringen. Hier geht es dann weiter mit Lager- und Transportkosten.
    Auch die Montage der Elemente ist nicht ohne weiteres realisierbar. Dazu braucht man dann schweres Gerät, und mal ganz ehrlich, so ein 120 Tonnen Kran im Vorgarten ist den Leuten dann mit Sicherheit auch nicht recht.
    Aber es geht ja noch weiter, das Problem ist ja damit noch lange nicht gelöst, nur verschoben. Lass uns den Faden mal weiter spinnen.
    Nur mal angenommen die Flutschutzanlage hätte gestanden. Was wäre passiert?
    Wo wären die aber Millionen von Liter Wasser denn hingelaufen welche dort im Normalfall breit gelaufen wären?
    ..Richtig .. weiter Richtung Stadtzentrum ..
    Hätte sich das auf den Pegelstand im Stadtzentrum ausgewirkt?
    .. mit 100%iger Sicherheit wäre der Pegel dort gestiegen und die derzeitigen Flutschutzmaßnahmen hätten wieder nicht ausgereicht und andere Stadtteile wären vollgelaufen
    Müssten dann die Flutschutzmaßnahmen Flußabwärts dementsprechend erweitert werden?
    .. Ja müssen sie
    Wird durch die Flutschutzanlage die Fließgeschwindigkeit erhöht?
    .. ja wird sie, was weitere Gefahren mit sich bringt
    Wie man sieht sind hier Fragen die noch keiner gestellt hat. Man kann also sagen, so traurig es auch ist, die Probleme sind alle Hausgemacht. Hätte man von Anfang an die Flußauen und Flußbetten in Ruhe gelassen, hätten Bauherren und Hauskäufer sich vorher über Überflutungsgebiete erkundigt und es realistisch gesehen, dass wenn was passiert es richtig ans eingemachte gehen kann, und gesagt ok hier bauen oder kaufen wir lieber nicht, hätten wir erst garnicht das Dilemma. Unwissenheit schütz vor Strafe nicht. So ist es nunmal. Klingt hart, ist aber so. Und jetzt bitte keine Kommentare über “
    dann dürfte sowas nicht als Bauland freigegeben werden“ letztendlich ist der Schuld der es kauft. Is wie beim Auto. Es könnte kaputt gehen auch nach der Garantie. Und da muss man auch für den Schaden aufkommen. Und eine Ausrede das hab ich nicht gewusst gibt es da auch nicht. Genauso verhält es sich mit Flüssen.

    Und nun? Was tun?
    Eines sollten auch die letzten jetzt begriffen haben
    Mutter Natur ist wesentlich Stärker und Ausdauernder als wir kleinen Männekieken

    In diesem Sinne

  2. Avatar-Foto Bernd sagt:

    Du beschreibst genau, was ich meine: Wenn sich Experten jahrelang die Köpfe zerbrechen, um das Beste gegen Flutschäden zu tun, dann kann sich doch kein Normalbürger hinstellen und sagen: „Der da ist schuld!“ Wenn er sooo schlau ist, kann er das Problem ja auch im Alleingang lösen.

    • Steffen sagt:

      Schuld sind, wenn man es genau nimmt, alle die dort gebaut oder gekauft haben .. mit dem Finger auf jemand einzelnen zeigen ist unschön .. die Experten versuchen natürlich den Schaden in Grenzen zu halten .. was aber, wie festgestellt, nicht so einfach ist, da es sich nur nach hinten verlagert ..
      tlw hat ja sogar die Versicherung noch vor dem Kauf oder Bau die Elementarschäden Hochwasser komplett ausgeschlossen .. das wäre noch ein Zeichen gewesen die Finger davon zu lassen .. ob die Experten jemals zu einer Lösumg kommen? Ich weiß es nicht. Recht machen kann man es sowieso niemanden .. Des einen Freud ist des anderen Leid .. auch auf die Gefahr hin das ich jetzt der „Böse“ bin .. das vernünftigste wäre einen Rückbau vorzunehmen und die Elbauen wieder Elbauen sein lassen .. so wie Mutter Natur es eingerichtet hat .. Das sie den längeren Atem hat hat sie uns schon oft genug bewiesen

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