So konstruiert man Gewinn

Nachdem mein Blutdruck nun wieder einigermaßen im Normalbereich ist, muß ich mir den ganzen Ärger erst mal von der Leber schreiben. Eigentlich betrifft es auch nicht nur die Leber, wenn dann noch das Herz rast und die Galle hochkommt. Ich habe heute Marktwirtschaft aus Gottes ureigenstem Land der Freiheit kennengelernt. Aber fangen wir doch mal von ganz vorn an:

Seit ich einen PC mein eigen nenne, waren Konstruktionen schon immer mein Hobbyinteresse. Es fing ganz einfach damit an, daß ich das oftmals notwendige Möbelrücken mit zugeschnittenen Papiermodellen auf dem Wohnungsgrundriß digitalisieren wollte. Kaufen konnte ich mir keine Software, also ran an die Free- und Shareware. Der erste Kandidat war Megacad, der es im Prinzip heute noch ist, weil ich mit dem am besten arbeiten konnte. Damals war es sogar das einzig mögliche für mich, denn es lief schon auf einem AT 286/16 ohne Coprozessor. Heute kostet es leider fast mehr als die Maschinen, die man damit konstruieren kann.
Als ich Megacad dann nicht mehr kostenlos zur Verfügung hatte, suchte ich mir etwas anderes. So gelangte ich auch irgendwann zu Turbocad, das aber noch in den Kinderschuhen steckte und relativ schlecht bedienbar war. Sehr viel später gab es dann Freecad und auch Libre-Cad, aber ich habe immer noch nach dem einen, allesumfassenden CAD-Programm gesucht. Irgendwann fand ich im Internet bei einem Anbieter ein relativ preiswertes Exemplar von TurboCAD 2D/3D 2017 und begann mich reinzuarbeiten. Es gelang mir nicht ganz, aber der Mensch freut sich ja über kleinste Erfolge. Lange war Frieden… bis zum Systemcrash! Die Daten hatte ich ja noch, aber was sollte ich damit? Bei CAD ist doch für mich der Weg das Ziel: Ich konstruiere, um zu konstruieren und nicht, um Konstrukte zu haben. Also mußte das Programm wieder her. Es hat eine ganze Zeit gedauert, aber irgendwann hieß es: Heureka, da ist ja die CD! Natürlich in der Hülle mit der Seriennummer, also ran an den Speck und neu installiert. Alles war wunderbar, Installation ohne Fehler, also gleich ausprobieren.

Und nun kommt die erste Überraschung: Man wünscht, daß ich meine Kopie aktiviere durch irgendeine Art der Verbindungsaufnahme mit IMSIDESIGN und dem Hinweis, daß das Programm bei Nichtaktivierung nicht mehr startbar ist. Also habe ich die Aktivierung online angemeldet und von einem Mitarbeiter folgende Mail bekommen:

Leider versuchen Sie, ein älteres, eingestelltes Programm zu aktivieren, für das wir keine Schlüssel mehr generieren können. Ich kann Ihnen ein Upgrade auf unsere neueste Version 2023 der Software anbieten. Die Upgrade-Kosten würden davon abhängen, welche TurboCAD-Version Sie in Ihrem 2017er hatten? Ist es Designer, Deluxe, Pro oder Platinum?

Ich war verdutzt. Ich habe ein Programm gekauft, ordentlich bezahlt, habe eine Seriennummer und soll meine Software nicht nutzen können?!
Ich habe daraufhin das Titelbild der Verpackung geschickt, worauf ich diese Mail bekam:

Das wäre die Deluxe-Version der Software und obwohl ich Ihnen ein Upgrade auf die neueste Version 2023 für 129,99 USD anbieten kann, bieten wir es derzeit nicht auf Deutsch an. Nur Englisch. Wenn Sie Interesse haben, erstelle ich gerne ein Konto, lege das Upgrade in Ihren Warenkorb und sende Ihnen einen Link zur Zahlungsabwicklung. Dazu benötige ich bei Interesse lediglich eine Rechnungsadresse und eine Telefonnummer für das Konto.

Daraufhin habe ich ihm wieder geschrieben, daß es erstens unfair ist und ich zweitens das Geld nicht ausgeben kann. – …und während ich so schreibe, denke ich: ´Guck doch mal im Internet nach den Preisen. Nach seiner großherzigen Offerte müßte der Originalpreis bei mindestens 300€ liegen. Und was finde ich – 19,90€! Aber leckt mich am Arsch: Auch die werde ich nicht ausgeben. Für eine funktionierende Software, die ich schon bezahlt habe, wären auch 5€ schon zu viel. Ich habe außerdem das Gefühl, daß die Pflicht zur Aktivierung auch erst nach dem Kauf des Programms aufkam. Insofern hätte ich ja auch ohne Systemcrash eine illegale Software gehabt.
Jedenfalls zeige ich mich bockbeinig, tue gar nichts mehr und gebe dadurch der Firma IMSIDesign die Gelegenheit, sich durch ein kostenloses Update ehrlich zu machen.

Bin ich icht furchtbar fair?!

 

 

 

 

 

 

 

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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