Ich bin Künstler!

Mein Blogger-Kollege Sash aus Berlin hat heute einen Artikel online gestellt, für dessen Thema einfaches Kommentieren schlicht zu wenig ist. Er beschreibt nämlich in dieser konkreten Situation ein Phänomen unserer Gesellschaft. Vor meinen Ausführungen lest bitte sorgfältig diesen Artikel.

Und jetzt geht´s los:
Unser Staat beherbergt etwa 82Mio. Bürger. Manche haben etwas zu sagen, viele aber nicht. Hierbei ist allerdings mit“sagen“ eigentlich „bestimmen“ gemeint. Zu sagen haben viel mehr Leute etwas, nur interessiert das eben keine Sau. Laßt uns deshalb einmal untersuchen, warum manche Menschen bestimmen können. Dies geschieht nämlich fast immer, wenn sie in irgendeiner Form exponiert sind. Es gibt derer natürlich vielerlei Möglichkeiten: herausragende politische Stellung, größere eigene Firma, viel Geld, geschichtsträchtige Familie usw. usw. usw… Und dann gibt es noch den Grund überdurchschnittlicher Intelligenz! Leider ist diese nicht bei allen Vorgenannten anzutreffen und besagte hyperintelligente Menschen müßten natürlich erst einmal als solche erkannt werden und damit in eine exponierte Stellung hineinrutschen.
Es gibt aber noch eine viel einfachere Möglichkeit, indem man den Leuten einfach glaubhaft macht, man sei Künstler! Das hat nämlich den Vorteil, daß sich der Konsument nicht fragt: „Ist das auch alles richtig, was der da erzählt? Ist das ordentlich recherchiert?“, sondern schlicht und ergreifend nur: „Was will uns der Künstler damit sagen?“ Die künstlerische Freiheit besteht nämlich darin, die Dinge ausschließlich aus eigener Sicht zu kommentieren. So braucht man sich um nichts anderes kümmern als um seine eigenen Ansichten. So also ist dies geschehen bei Nana Heymann. Sie ist halt eine Künstlerin! Sie steht damit auf einer Stufe mit z.B. Daniel Libeskind. Der ist nämlich auch ein Künstler. Als normaler oder auch überaus erfolgreicher Architekt hat er nämlich nur von Architektur Ahnung, als Künstler aber ist er auch allererste Wahl bei der Gestaltung einer Militärausstellung. Wieviele Jahre hatten sie eigentlich Militärhistorik studiert, Herr Libeskind?
Doch schnell zurück zu Ihnen, Frau Heymann: Mit wie vielen Taxifahrern oder anderen Kennern der Branche haben sie eigentlich im Vorfeld ihres Artikels gesprochen? Das wäre für eine ordentliche Berichterstattung schon mal unabdingbar. Wenn man allerdings nur Zeilen abliefern will, um Geld zu verdienen, hätten es die jeweils Geschaßten eigentlich verdient, wenigstens heimlich um Verzeihung gebeten zu werden.  …doch halt!!! Habe ich da auf Seite 2 des Artikels etwa so etwas wie Verständnis für Taxifahrer herausgehört?! Zum Beispiel, daß man das gesamte Berlin gar nicht kennen KANN, oder daß zum Beispiel die Weitermeldung von Straßenbaustelleneröffnungen an die Taxibetriebe noch nicht zum Pflichtprogramm gehört? Wenn dem so ist, sehe ich noch einen Hoffnungsschimmer am Horizont!

Warum übrigens glaube ich wohl, ich hätte was zu sagen?! Weil ich einen Blog führe und überdurchschnittlich intelligent bin?

Nee Leide!! Isch binn nähmisch so pleede, das gloobd ihr gor ni! Das is eefach, weilsch oh e Ginstler binn!

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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3 Antworten zu Ich bin Künstler!

  1. Pingback: Journalist, was soll das werden? » gestern-nacht-im-taxi.de

  2. Sehr unterhaltsamer Artikel, Bernd. 😉

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