Kleiner Verbrecher-Großer Verbrecher

Meine heutige Überschrift kam mir in in den Sinn, als ich von der Annektion der Ukraine durch Russland erfuhr. Eigentlich müßte ich sagen: „durch Putin“, denn Russland wird wohl erst später merken, was sie sich mit Putin für ein Ei ins Nest gelegt hat. Eigentlich dachte ich zuerst an meinen Bruder. Der hatte irgendwann in seiner Kindheit angefangen, die Definition von Volkseigentum etwas eigenwilliger zu interpretieren und besorgte sich auf diese Weise einige Leckereien und Spielereien aus den örtlichen Geschäften, womit er dann vor mir noch prahlte. Zu seinem Unglück war ich ja sowas von spießig, daß ich ihm sagte, daß sei der Einstieg in die Verbrecherlaufbahn. Darüber wäre er fast gestorben, aber nicht vor Schuldbewußtsein, sondern vor Lachen. Sei es wie es sei: Im Alter von 15 Jahren verschwand er für 3 Jahre im Jugendknast Dessau. Soviel nur mal zu meiner „Prophezeiung“.
Irgendwie hatte ich ein Dajavu zu diesen Ereignisen in der Zeit Kurz vor der Wende. Damals fuhr ich im Status eines nebenberuflichen Taxifahrers schon in Dresden. Das zu betrachtende Ereignis erwähnte ich bereits im Beitrag „Großraumtaxi“ meines Taxiblog-Dresden, den ich zum besseren Verständnis hier einfügen möchte.

Wie ich schon erzählte, fuhr ich von 1987 – 89 mit meinem Wolga GAS 24 in Dresden Taxi. Dieser Wagen ist etwa genauso groß wie der Ford Granada.
Eines nachts nun beförderte ich einen Fahrgast vom Bahnhof zu einem russischen Militärobjekt im Waldschlößchenareal. Als ich vorm Schlagbaum wendete, winkte nur wenige Meter weiter ein Kunde, stieg ein und bedeutete mir, bei einer Gruppe von 6 Leuten etwas weiter vorn anzuhalten. Hier öffnete er das Fenster und rief ihnen etwas auf Russisch zu… und ehe ich mich versah, waren alle in meinem Wagen! Wie das geht? Na ganz leicht: 4 Mann saßen hinten und hatten eine junge Frau quer auf dem Schoß liegen. Vorn saß besagter Winker und hatte ebenfalls eine junge Dame auf dem Schoß. Mir wurde angst und bange um meine Blattfedern und sagte dies meinem Nebenmann. Doch der antwortete nur in gebrochenem Deutsch: „Ooach, keine Sorrge, üsch weis, Wolga chalten aus“. Mir blieb nichts anderes übrig, als diese Fuhre wie ein rohes Ei zum Ziel zu bringen.

Diesen Text möchte ich präzisieren:

´zu einem russischen Militärobjekt im Waldschlößchenareal´ –> Angelikastr. 2; KGB-Zentrale Dresden
´wenige Meter weiter ein Kunde´ –> ein junger, blonder, schmächtiger Mann mit recht weichem Gesicht in Zivil

Ja , wer das wohl war! Wieviele junge blonde Männer durften dort wohl zu dieser Zeit nachts in Zivil raus?! Hier stellen wir nun fest, diesen ominösen jungen Mann haben weder die Fahrzeug-Zulassungsbestimmungen der DDR noch die Unversehrtheit meines Autos wirklich interessiert, zumal tatsächlich ein paar Wochen später zwei Stücke der Blattfeder wie Leuchtkugeln unter dem Auto hervorschossen. Die Reparatur hat mich entschieden mehr gekostet als er bezahlen mußte. Auch hier wäre die Aussage: ´Vorstufe zur Verbrecherlaufbahn´ gar nicht so falsch gewesen, aber wo landet er schließlich?! -an der Spitze Russlands! Ja das hätte mein Bruder auch locker geschafft, zumal er nach einigen Eskapaden bei einer Untersuchung als hyperintelligent erkannt wurde.

Was lehrt uns das? Egal ob einer Kaugummis klaut oder Autos mißbraucht, irgendwann könnte er ein Kriegsverbrecher sein.

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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